Mexikanische Umgangssprache – Wenn ein „pedo“ alles bedeuten kann

Wenn du denkst, du sprichst Spanisch – warte, bis du nach Mexiko kommst.

Denn was dir deine Lehrerin in der Schule beigebracht hat, hilft dir hier nur bedingt weiter. Denn Mexiko hat seinen ganz eigenen, charmant-chaotischen Jargon: die mexikanische Umgangssprache. Und die ist alles – nur nicht langweilig.

In diesem Beitrag bekommst du einen crashkursartigen Einblick in das Sprachuniversum Mexikos. Wir zeigen dir, wie du mit einem einzigen Wort ganze Gespräche führst, warum „chingón“ ein Kompliment ist und wie du nie wieder „jetzt“ mit „sofort“ verwechselst. ¡Órale!


Ein Land, ein Wort: 

Pedo

Beginnen wir mit dem vielleicht vielseitigsten Wort der mexikanischen Umgangssprache: pedo. Eigentlich bedeutet es „Furz“. Ja, wirklich. Aber in Mexiko? Da bedeutet „pedo“:

  • ¿Qué pedo? – Was geht ab?
  • No hay pedo. – Kein Problem.
  • Ando bien pedo. – Ich bin sturzbetrunken.
  • Trae un pedo. – Der hat ein Problem.
  • ¡Qué pedote! – Was für ein Chaos!

Ein einziges Wort – ein ganzes Weltbild. „Pedo“ ist wie ein Schweizer Taschenmesser: Du kannst damit begrüßen, ablehnen, erklären, trinken oder dich ausreden. Wenn du nur „pedo“ lernst, hast du schon 50 % der Kommunikation abgedeckt.


Chingón

 – Das Superlativ unter den Komplimenten

Wenn dich jemand in Mexiko einen chingón nennt, dann hast du es geschafft. Du bist nicht einfach gut – du bist verdammt gut.

  • Eres un chingón. – Du bist ein Macher.
  • Esta comida está chingona. – Dieses Essen ist der Hammer.
  • ¡Qué chingonería! – Das ist richtig geil.

Aber Vorsicht: Die Wurzel chingar ist stark. Manche Formen gelten als vulgär – andere als liebevoll-robust. Wichtig ist hier: Tonfall und Kontext. Unter Freunden ist chingón ein Ritterschlag.


Das berühmte 

Güey

 – Mexikos „Alter“

Kaum ein Wort hörst du so oft wie güey. Es bedeutet so viel wie „Kumpel“, „Typ“, „Idiot“ – je nachdem, wie du’s sagst.

  • ¿Qué onda, güey? – Was geht, Alter?
  • Ese güey no sabe nada. – Der Typ hat keinen Plan.
  • No seas güey. – Sei kein Trottel.

Güey stammt ursprünglich vom Wort buey („Ochse“). Heute ist es das inoffizielle Bindeglied jeder mexikanischen Unterhaltung – eine Art freundliches Stottern zwischen den eigentlichen Aussagen.

Tipp: Sag nicht „güey“ zu deiner Schwiegermutter. Es sei denn, sie sagt’s zuerst.


No manches

 – Sag bloß!

Wenn dich etwas überrascht, schockiert oder sprachlos macht, sagst du in Mexiko: ¡No manches!

  • ¡No manches, güey! – Ohne Witz jetzt?
  • ¡No manches, qué calor! – Alter, ist das heiß!

Die nette Schwester des etwas derberen no mames – das du dir besser für den Fußballabend aufhebst. „No manches“ ist familienfreundlich, leicht verständlich und ein Muss für jedes Alltagsgespräch.


Órale

 – Der mexikanische Alleskönner

Ob Zustimmung, Erstaunen oder Aufforderung – órale regelt das. Es kann heißen:

  • Okay
  • Beeil dich!
  • Wow!
  • Echt jetzt?

Beispiel:

Te hablo más tarde.

¡Órale!

Und zack, Gespräch beendet. Praktisch, effizient – typisch mexikanisch.


Ahorita

 – Jetzt, gleich oder… irgendwann?

Ein Klassiker der mexikanischen Umgangssprache: ahorita.

Wörtlich: „jetzt gleich“.

Praktisch: irgendwann zwischen „sofort“ und „nächste Woche“.

Wenn jemand sagt:

Ahorita voy…

dann kann das bedeuten:

  1. Ich komme sofort.
  2. Ich komme gleich.
  3. Ich denke darüber nach, irgendwann vielleicht zu kommen.

Verwirrend? Total. Aber auch charmant. Denn ahorita ist mehr Gefühl als Zeitangabe.


Weitere Worte, die du lieben wirst

  • Sale – Abgemacht / Okay
  • Chafa – Billig / Schlecht gemacht
  • Neta – Wirklich? / Ehrlich?
  • Qué hueva – Wie nervig / Kein Bock
  • Ánimo – Kopf hoch! / Du schaffst das!
  • Fresa – Schnösel / Verwöhntes Kind

Mit diesen Begriffen bist du bestens ausgestattet für deinen Alltag in Mexiko – und bekommst nicht nur mehr mit, sondern wirst auch ganz anders wahrgenommen. Denn wer die mexikanische Umgangssprache versteht (und benutzt), gehört einfach schneller dazu.


Sprache als Schlüssel zur Seele Mexikos

Die mexikanische Umgangssprache ist weit mehr als ein paar lustige Sprüche. Sie ist Ausdruck eines Lebensgefühls: kreativ, direkt, bildhaft, herzlich. Sie verbindet Menschen, überwindet Unterschiede und bringt in drei Wörtern das auf den Punkt, wofür andere drei Absätze brauchen.

Wer wirklich eintauchen will in das mexikanische Lebensgefühl, sollte nicht nur die Grammatik lernen, sondern zuhören, nachfragen, ausprobieren – und vielleicht auch mal selbst ein ¡Qué pedo, güey! riskieren.


Neugierig geworden? Dann schau auch mal in unseren Artikel über Chiles en Nogada – Geschichte und Rezept, um auch kulinarisch mexikanischer zu werden.


Was du in der mexikanischen Umgangssprache besser nicht sagst – die absoluten No-Gos

So lebendig und lustig die mexikanische Umgangssprache auch ist – es gibt ein paar Ausdrücke, mit denen du ganz schnell ins Fettnäpfchen trittst. Und das willst du wirklich vermeiden, denn Mexikaner*innen sind zwar humorvoll, aber auch stolz auf ihre Kultur und Sprache. Hier ein paar Begriffe und Formulierungen, die du besser nicht benutzen solltest – zumindest nicht, bis du ihre Nuancen wirklich verstanden hast.

1. 

No mames

 – nur unter Freunden!

Zwar wird no mames oft gehört (besonders unter jungen Männern), aber es ist vulgär. Es bedeutet sinngemäß: „Verarsch mich nicht“ oder sogar wörtlich: „Blas nicht!“ – was, naja, nicht gerade höflich ist.

Besser: Sag stattdessen no manches, das ist die familienfreundliche Version. Gleicher Ausdruck, aber ohne sexuelles Vokabular.

2. 

Pinche

 – klingt lustig, ist aber beleidigend

Viele Touristen finden das Wort pinche irgendwie witzig. Es wird gerne als Adjektiv vor Dingen oder Personen verwendet, um sie abzuwerten:

  • Pinche coche – Scheißauto
  • Pinche güey – verdammter Typ

Aber: Es ist abwertend. Und wenn du’s zum falschen Zeitpunkt sagst, wird’s unhöflich oder sogar aggressiv aufgefasst.

Tipp: Lass es lieber weg – oder verwende es nur, wenn dein mexikanischer Freund es dir zuerst beibringt.

3. 

Indio

 – ein absolutes Tabuwort

Auch wenn du’s in alten Filmen hörst: Indio ist in Mexiko ein historisch belastetes Wort. Es wurde kolonial abwertend für indigene Menschen benutzt und gilt heute als extrem beleidigend.

Sag lieber pueblos originarios (ursprüngliche Völker) oder sprich ganz konkret von den jeweiligen Gruppen (z. B. Otomí, Zapoteken, Mayas). Respekt ist wichtig – gerade bei einer Kultur, die so reich ist wie Mexikos.

4. 

Machosprüche

 – können nach hinten losgehen

Auch wenn Mexiko ein eher patriarchalisch geprägtes Land ist: Viele junge Mexikaner*innen sind feministisch engagiert und allergisch auf alte Rollenklischees. Sprüche wie las mujeres en la cocina (Frauen gehören in die Küche) sind nicht nur falsch, sondern auch peinlich – selbst als Witz.


Wenn du die mexikanische Umgangssprache richtig einsetzen willst, geht’s also nicht nur um die coolsten Sprüche – sondern auch darum, zu wissen, was du besser bleiben lässt. Denn wahre Chingones erkennt man nicht daran, dass sie alles sagen – sondern dass sie wissen, wann und wie sie es sagen.



Wenn du die Vielfalt der mexikanischen Sprache liebst, wirst du auch die natürliche Vielfalt Mexikos lieben – von tropischem Regenwald bis zu kolonialen Dörfern voller Charme.


Sprache ist Macht – und genau wie Redewendungen soziale Zugehörigkeit ausdrücken, zeigen auch gesellschaftliche Sprachmuster, wie tief kulturelle Denkmuster wirken. Mehr dazu findest du im Artikel Der Kult der Unterwerfung auf Domiversum.

Eine umfassende Übersicht über mexikanische Slangwörter und ihre Bedeutungen. Ideal für Leser:innen, die tiefer in die mexikanische Umgangssprache eintauchen möchten.

🔗 https://www.planet-mexiko.com/sprache/mexikanisches-spanisch/

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